Was sind eigentlich Qualitätsaktien
„Made in Germany“ war für viele Jahrzehnte ein Gütesiegel in Bezug auf Produktqualität, Ingenieurskunst und Innovation. Entsprechend beliebt waren unter anderem die Aktien von bekannten deutschen Automobil-Herstellern. Doch Diesel-Gate und der Aufstieg von Tesla haben diesem Image einige Kratzer zugefügt. Böse Zungen stellen sich daher die Frage, ob Qualität überhaupt noch eine deutsche Tugend sei…
Doch dies ist kein deutsches Phänomen. Für uns ist dieses Beispiel nur ein Beweis dafür, wie schnell sich die Welt doch dreht. Sie hatten eventuell vor gut fünfzehn Jahren noch ein Nokia-Handy – und heute? Nokia war lange Zeit das teuerste börsennotierte Unternehmen in Europa und ist nun ein Schatten seiner selbst. Geschäftsmodelle von Unternehmen nach deren langfristigen Erfolgsaussichten zu analysieren, kommt daher dem Wunsch nahe, die Zukunft vorhersagen zu wollen. Und ganz ehrlich: wer kann dies leisten? Wir in unserem Team besitzen beispielsweise eine finanzwirtschaftliche Ausbildung oder ein entsprechendes Studium. Was also qualifiziert uns für eine verbindliche Aussage, welches Smartphone oder welche Automarke in zehn Jahren führend sein wird? Bitte stellen Sie diese Frage auch sich selbst oder Ihrem Berater, wenn dieser von den langfristigen Zukunftsaussichten einer Aktie schwärmt.
Bei der Antwort auf die Frage, ob das Unternehmen, für dessen Aktien wir uns interessieren, über ausreichend Qualität verfügt, versuchen wir daher die heutige Realität zu erfassen.
Die Qualität eines Unternehmens zeigt sich für uns anhand folgender Kriterien, die wir in drei Themenfelder gliedern:
1. Wie kapitalstark ist das Unternehmen? Wie hoch ist der Eigenkapital-Anteil in der Bilanz? Gibt es bilanzielle Risiken, die das Ergebnis kurzfristig belasten können?
2. Wieviel verdient das Unternehmen in Bezug auf seinen Umsatz?
3. Welche Rendite in Bezug auf das eingesetzte Eigenkapital erwirtschaftet das Unternehmen?
Da Sie als Aktionär immer am Ende der Nahrungskette stehen, sind diese Qualitätskriterien bei der Auswahl von Aktien sehr wichtig. Was meinen wir damit? Als Aktionär haben Sie nur Anspruch auf das Netto-Ergebnis. Das heißt für Sie: Erst wenn alle Interessengruppen und Kosten abgegolten sind, z.B. Lieferanten, Mitarbeiter, der Staat in Form von Steuern, etc. erhalten Sie was übrigbleibt und nur davon können Dividenden ausbezahlt werden.
Zu 1) Unternehmen müssen solide finanziert sein. Als Aktionär sind Sie der Miteigentümer des Unternehmens und tragen daher das Risiko bei Insolvenz der Gesellschaft alles zu verlieren. Gerade in der heutigen Zeit zeigt sich, dass Unternehmen mit einer hohen Eigenkapital-Quote deutlich besser durch die Krise kommen. Als Faustregel gilt, dass die Eigenkapital-Quote ca. 25 Prozent der Bilanzsumme entsprechen sollte. Bitte achten Sie zudem darauf, dass das Eigenkapital durch ausreichend Liquidität gedeckt ist und prüfen Sie kritisch die immateriellen Firmenwerte der Bilanz. Die Eigenkapital-Quote ist das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme.
Zu 2) Eine Umsatzrendite von über 12 Prozent ist wünschenswert. Diese Marge zeigt die Verhandlungsstärke des Unternehmens gegenüber seinen Kunden. Nur wer gefragte Dienstleistungen oder Produkte anbietet, kann eine gute Marge erzielen. Eine gute Rentabilität in Bezug auf den Umsatz bedeutet aber auch, dass das Unternehmen seine Kosten im Griff hat und oftmals über eine flexible Kostenstruktur verfügt, die insbesondere durch die widrige Corona-Zeit den Unternehmen einen ordentlichen Vorteil verschafft. Wir berechnen die Umsatzrendite in dem wir das operative Ergebnis ins Verhältnis zu den erwirtschafteten Umsatzerlösen setzen.
Zu 3) Die Eigenkapital-Rendite sagt aus, welche Rendite – man könnte auch sagen welche Verzinsung, das Unternehmen für seine Aktionäre erwirtschaftet. Doch Vorsicht: je niedriger der Eigenkapital-Einsatz desto höher die Rendite. Deshalb haben wir unter Punkt 1 die Bilanz nach deren Qualität überprüft. Eine Eigenkapital-Rendite über 20 Prozent ist ein überdurchschnittlich guter Wert. Nur eine kleine Gruppe von Unternehmen erreicht diesen Wert. Im deutschen Auswahlindex DAX 30 wird voraussichtlich nur SAP dieses Jahr diese Marke in übertreffen. Hohe Eigenkapital-Renditen führen regelmäßig zu einer überdurchschnittlichen Wertentwicklung.
Werden diese drei Qualitätskriterien positiv beantwortet, sprechen wir bei KIDRON von Qualitätsaktien. Bei der Aktienauswahl achten wir darauf, dass zumindest zwei von den drei Kriterien erfüllt werden und dieser Leistungsnachweis durch regelmäßig gute Ergebnisse in der Vergangenheit bestätigt wurde. Zu guter Letzt analysieren wir die Schätzungen der Analysten in Bezug auf Gewinn und Umsatz für das aktuelle und kommende Jahr, um festzustellen, ob das Unternehmen auch in der nahen Zukunft seine Qualität ausspielen kann.